Love Sucks
Fantastische Serien aus Deutschland sind leider immer noch rar gesät, aber dieses Jahr ist offenbar ein Vampir-Jahr oder so und in diesem Herbst gibt es dann auch gleich zwei Serien mit diesen Blutsaugern. Auch ZDF (Neo) hat davon eine am Start, attraktiv besetzt und eigentlich eine klare Adaption von Shakespeares Romeo und Julia, nur dass Romeo in diesem Stoff Teil einer reichen Vampirfamilie ist und Julia armes Mädel, das auf einem Jahrmarkt aufgewachsen ist.
Viele der Wendungen sind leicht vorhersehbar, aber immerhin sehr solide ausgeführt. Leider ist Damian Hardungs Spiel hier etwas hölzern, und vor allem seine Entscheidung, große Teile seines Textes nur leise vor sich hin zu „hauchen“ ist gleichermaßen irritierend wie schlecht verständlich. Die anderen Vampire aus seiner Sippe sprechen deutlich deutlicher. Eine düstere Liebesgeschichte, deren Konsequenzen nicht immer logisch sind, aber die einiges an Schauwerten bringt.
8 Episoden | ZDF Mediathek
Der Upir
Eddie (Fahri Yardim, Jerks) hat sich bisher aus jeder Situation irgendwie herausreden können, doch nun wurde er von einem Vampir gebissen und muss sich damit abfinden, dass er sich selbst in einen verwandelt. Jedenfalls sollte er nicht von eben diesem Vampir (Rocko Schamoni, Fleisch ist mein Gemüse) einen Kuss zur Erlösung erhalten. Doch damit er diesen bekommt, muss er diesem Vampir erstmal helfen, sich nach all den Jahrzehnten in dieser für ihn neuen Welt zurechtzufinden.
Eine Comedy-Serie über Vampire kann durchaus sehr unterhaltsam sein (s. What we do in the Shadows), hier suchen die Macher:innen aber offenbar noch stark die Art des Humors, die sie für die Serie wollen. Während Yardim eigentlich die Rolle spielt, der auch sonst immer spielt, darf aber Schamoni immer mal wieder eine Mischung aus Hilflosigkeit und Dominanz erkunden, die durchaus interessant ist. Doch dass die Autor:innen es für witzig halten, einen Menschen stückweise zu verstümmeln, gibt der Serie zwischenzeitlich eine unangenehme Richtung und verschiebt den Humor ins Groteske. Damit könnte man sich arrangieren, wenn der Rest in die gleiche Humorkerbe schlagen würde – tut es aber leider nicht.
8 Episoden | Joyn
Heartstopper (S03)
Der gerade in Agatha All Along brillierende Joe Locke (Kritik folgt die Tage) darf die ganze emotionale Wucht, die in der dritten Staffel seiner Coming-of-Age-Serie entfaltet wird, kanalisieren und ist auch dabei erschreckend gut. Aber es ist diesmal tatsächlich Kit Connor, der im besten Golden-Retriever-Modus seinem Boyfriend zur Seite stehen will und erkennen muss, dass für manche Sachen es nicht ausreicht, einen Menschen zu lieben.
Zwar hat es mit Olivia Colman in der dritten Staffel organisatorisch nicht geklappt, aber Harley Atwell vertritt sie wirklich meisterhaft als Mutterersatz (sie spielt die Tante von Nick). Ehrlicherweise hätte mich diese Szene mit Colman vermutlich noch mehr als emotionales Wrack zurückgelassen, als ich es beim Lesen der Szene im Comic und beim Schauen in der Serie war.
Die dritte Staffel wurde zwar von einem anderen Regisseur inszeniert, verliert aber nichts von ihrem Zauber, wenn auch die Themen zunehmend erwachsener werden.
8 Episoden | Netflix
Beitragsbild aus Love Sucks: Foto von ZDF und [M] Serviceplan
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