Wednesday
Wednesday Addams ist, mal wieder, in ihrer Schule nicht nur durch ihre Goth-Optik aufgefallen, sondern auch dadurch, dass sie die Bullys vom Wasserpolo-Team mit Piranhas zurechtgewiesen hat. Daher entschließen sich ihre Eltern nun, sie auf die Nevermore Academy zu schicken, eine Schule für „Außenseiter“, in der Werwölfe, Sirenen und andere Monster auf die Gesellschaft vorbereitet werden. Doch es dauert nicht lange, bis es dort mysteriöse Mordfälle gibt …
Ja, ich bin spät dran mit dieser Show, die umgehend nach ihrem Erscheinen offenbar einen Kult für Netflix auslöste. Aber ich kann mich nun einreihen (solange ich nicht diesen Tik-Tok-Tanz nachahmen muss – der offenbar aber auch gar nicht in der Serie wirklich vorkommt, oder habe ich da etwas verpasst?). Was sofort positiv auffällt, ist der liebevolle Weltenbau, der sich in voller Inbrunst bei den bisherigen Addams-Family-Adaptionen bedient und doch das typische Tim-Burton-Feeling weiterentwickelt. Alles ist überhöht, überzogen und überdreht – und genau so entsteht ein überaus sympathischer Horror, der einen unmittelbar an die Protagonistin andocken lässt, gut, unterstrichen von ein paar gezielt eingesetzte Piranhas.
Aber es ist nicht alles eiskalter Sonnenschein hier: Was im Produktionsdesign noch liebevoll umgesetzt ist, klemmt in einem gar garstig uneinheitlichen Spezialeffekten: Einerseits ist da das nahezu perfekt inszenierte eiskalte Händchen, andererseits ist da das Monster, das wie ein unglücklich-aufgeblasenes Gollum-Charaktermodell wirkt und einen unfreiwillig herausreißt. Auch ist es bedauerlich, dass manche Charaktere einfach theatralisch umgebracht werden und wir so diese faszinierenden Figuren nicht weiter erforschen dürfen in einer schon lange überfälligen zweiten Staffel.
Netflix | 8 Episoden, eine zweite Staffel ist angekündigt.
A Murder at the End of the World
Die Schriftstellerin Darby Hart (Emma Corrin, The Crown) wurde von dem enigmatischen Tech-Milliardär Andy Ronson (Clive Owen, Children of Men) in ein abgelegenes Luxus-Haus im verschneiten Island eingeladen. Zusammen mit acht weiteren Personen, soll dort ein Austausch über Zukunftsvisionen stattfinden, und Darby hat durch ihre True-Crime-Berichte über Morde an Frauen eine besondere Perspektive einzubringen. Doch auch ihr Ex-Freund Billy (Harris Dickinson, Triangle of Sadness) ist eingeladen und dann gibt es auch noch einen Mordfall direkt in dem doch so isolierten Haus …
Nach dem streckenweise sehr esoterischen The OA ist dies das neue Projekt von Brit Marling und Zal Batmanglij, das etwas bodenständiger beginnt. Dennoch spielen auch hier einige Sci-Fi-Konzepte eine Rolle, wenn auch eher welche, die nur wenige Momente in unserer direkten Zukunft angesiedelt sind – und hier haben die Macher:innen auch deutlich Spaß darin, abstrakte Konzepte mal eben reinzuwerfen für einen kurzen Wow-Moment. Leider sind auch nicht all diese Konzepte überhaupt relevant für die Geschichte.
Das merkt man dann aber auch im Verlauf der Story immer deutlicher, denn die Story wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Eigentlich sind es so sogar zwei Geschichten, die nur wenig miteinander teilen (abgesehen von zwei Figuren) und auch sich wenig gegenseitig befruchten.
Dennoch gelingt es, über die sieben, teilweise sehr langen Episoden, einen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten, was neben der Atmosphäre des abgeschiedenen hochtechnisierten Luxus-Hotels, der tristen und verschneiten Einsamkeit Islands, auch an der Protagonistin liegt, die von Corrin mit einer faszinierenden Mischung aus knallharten Racheengel und Verletzbarkeit gespielt wird.
Disney+ | 7 Episoden, abgeschlossen.
Only Murder in the Building (S03)
Das charmante Who-dunnit hatte bereits am Ende der zweiten Staffel sein neues Mordopfer offenbart – und gleichzeitig sich damit in eine problematische Ecke geschrieben, denn dieser Mord fand auf einer Theaterbühne statt, wo Gaststar Paul Rudds Charakter theatralisch starb. Was aber gegen den Titel der Serie (respektive des gleichnamigen Podcasts der Serie) verstieß. Wie sollten sie dieses Dilemma erklären?
Jupp, sie arbeiteten kreativ um das Problem herum und schrieben es noch einmal um. Gleichzeitig gelang ihnen das Kunststück, eine der größten Darstellerinnen der Welt, Meryl Streep, in ihren Cast unterzubringen und dennoch all den Charakteren etwas zu tun zu geben.
Das Problem an dieser Krimikomödie ist aber, dass sich das Ganze dann doch etwas abgenutzt hat und sie auch ihre drei Hauptcharakteren etwas krampfhaft im Spiel halten müssen. Das wird dann entweder arg soapig oder arg klamaukig, teilweise aber auch arg zum Fremdschämen.
Disney+ | 10 Episoden, die vierte Staffel ist angekündigt.
Beitragsbild: Wednesday, Netflix
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