Star Wars: Skeleton Crew (S01)
Warum gelingt es Star Wars einfach nicht, seinen Mythos ordentlich weiter auszubauen? Schon seit der Original-Trilogie tat sich das Franchise schwer damit. Denn es gibt eigentlich zwei konkurrierende Fan-Fraktionen: Die Konservativen, die eigentlich nur die Bewahrung des alten möchten – ich nenne sie hier mal … hmm … das Imperium – und dann die Progressiven, die etwas Neues probieren wollen und es auch wagen, Altes in Frage zu stellen – nennen wir sie mal Rebellen. Beide Fraktionen gleichzeitig zufriedenzustellen, ist nur schwer realisierbar, wie Disney mit seiner neuen Filmtrilogie merken musste.
Und auch im Serienbereich klemmt es immer noch. Das Imperium feierte die erste Staffel von The Mandalorian, langweilte sich dann aber bei der späteren Erweiterung dieser zunehmend, da einfach nichts Neues passierte. Auch Obi-Wan Kenobi und Ahsoka gewannen bei ihnen, lieferten aber eigentlich nur Fortsetzungen von Bekannten und fügten dem Universum nichts hinzu. Die Rebellen feierten hingegen das düstere wie äußerst gelungene Andor. Aber auch The Acolyte zunächst für die Idee, etwas in einer anderen Epoche zu erzählen – was dann aber mehr den Imperium gefallen sollte, da es eigentlich genauso aussah wie Star Wars immer schon aussah.
Nun also ein neuer Ansatz: Ein Star Wars für Kinder. Das Imperium winkte sofort ab, denn das war ja nur für Kinder und Star Wars sei „ja nicht kindisch“. Die Rebellen winkten auch schnell ab, denn es ging hier ja nur um eine typische Star-Wars-Abenteuer-Geschichte um ein paar Kinder und es würde sicher nicht lange dauern, bis das erste Lichtschwert gezückt werden würde.
Tatsächlich hatten beide Fraktionen Unrecht, denn was die Serie wurde, war eine sehr bunte, familientaugliche Mischung aus Goonies und Die Schatzinsel, mit einem äußerst charismatischen Long John Silver in Jude Laws Rolle. Ja klar, das ist ein Star Wars für eine junge Generation, aber genau dafür löst sie das ein, was den Rebellen gefallen müsste (eine Erweiterung der Stories für ein junges Publikum, das die Filme zwar ohnehin schon guckte, aber jetzt auch sich selbst darin wiederfinden darf) als auch dem Imperium (Droiden, Lichtschwerter, Raumschiffe, alles drin).
Aber dass beide Fraktionen hier ihren Spaß haben können, merken diese sicher wieder nicht, die alten Feindschaften müssen ja gepflegt werden, also bloß nicht gucken!
8 Episoden | Disney+
Hameln (S01)
Eine Horror-Serie aus Deutschland, die sich etwas mit ihren Geschichten verirrt und mehr auf Schockeffekte, denn auf eine nachvollziehbare Erzählung setzt. Die Idee, eine Horror-Geschichte zum Rattenfänger von Hameln zu machen, liegt nah, aber warum dies mit soviel mystischen Drumherum garniert werden muss, bleibt genauso unklar, wie die Idee, dass drei behinderte Jugendliche hier die Protagonisten sind, aber letztlich dann doch der widerstrebende Bruder der letztendliche Held sein muss. So bleibt ein Remix, der schön inszenierte Effekte bietet, aber das allein reicht halt nur Zack Snyder-Fans.
6 Episoden | ZDF Mediathek
Silo (S02)
Die literarische Vorlage zu Silo, Wool (dt. Silo), ist etwas besonderes. Eigentlich sind es ein Haufen Kurzgeschichten, separat und im Eigenverlag veröffentlicht, und erst später zusammengefügt. Und das bedingt auch einige Wechsel der Protagonist:innen.
Die zweite Staffel hat keinen solchen Wechsel – aber dann auch etwas zu wenig Vorlagen-Futter für eine ganze Staffel. Entsprechend kriecht die Staffel zwischenzeitlich sehr langsam vor sich hin und fokussiert sich immer wieder auf den Bunker. Es ist vor allem Tim Robbins zu verdanken, dass dies interessant bleibt, denn seine Handlungen als Antagonist sind nuanciert und spannend, während Juliette lange auf der Stelle treten darf.
Tatsächlich braucht es die ganze restliche Staffel, bis Buch 2 erreicht wird – und damit ein erneuter narrativer Eingriff, der den Fokus weg von der bisherigen Protagonistin nimmt. Es wird interessant werden, wie die Showrunner:innen das gewuppt bekommen, denn ein Wechsel der Bezugsperson in einer Serie wird von einem Publikum meist sehr negativ aufgenommen.
Immerhin wurde mittlerweile aber auch bekannt, dass die dritte Staffel nicht so dunkel wie die zweite werden soll. Damit ist allerdings tatsächlich das Bild gemeint, viele Szenen waren selbst mit modernen HDR-fähigen Fernsehern kaum erkennbar und übertragen in ihrer Kontrastarmut selbst spätere Game of Thrones-Staffeln.
10 Episoden | Apple TV+
Beitragfoto: Star Wars: Skeleton Crew, Lucasfilm/Disney+.
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