Rons Rollenspiel-Jahr 2024

Gemeisterte Kampagnen

Mit den Jahren habe ich gemerkt, dass ich die Langform von Geschichten durchaus am meisten schätze. Ich mag auch One Shots und Proceduals mit gleichen Charakteren aber immer neuen Geschichten, dennoch interessiert mich die Weiterentwicklung von Charakteren oft am meisten.

Beendet: Incite

Entsprechend gespannt war ich auf das Ende meiner Fate-Superhelden-Kampagne Incite, die ich vor ein paar Jahren als Notprogramm gestartet hatte, nachdem super-kurzfristig der eigentlich geplante Spielleiter einer City-of-Mist-Runde absagen musste. Ich nahm damals den narrativen Rahmen von J. Michael Stracinskys Rising Stars, einer in sich geschlossenen Superheldenstory, alles dazwischen entstand aber als Sandkasten. Ich legte vorher aber für mich fest, dass ich es in drei Staffeln erzählen wollte. Während in der ersten die Charaktere sich finden sollten und das Mysterium ihrer Existenz etabliert wurde, sollten sie sich in der zweiten für eine Seite entscheiden (und entschieden sich für keine). In der dritten flog ihnen dann die Nicht-Entscheidung um die Ohren, es kam zu einem dystopischen Finale und einem Abschluss zum Anfang.

Neustart: Fallout Hafenkante

Die Nachfolgerunde hat mit gleicher Spieler:innen-Konfiguration dann auch erst einmal gespielt. Davor habe ich aber einen Fehler gemacht: Wir haben die Session Zero gleich nach der Abstimmung, was wir als nächstes spielen wollen gemacht. Das werde ich so nicht wieder machen. Das Problem: Die Spieler:innen wollten bequemerweise vorher wissen, was potenziell angeboten wird, aber die Diskussion darüber erst an dem Treffen machen. Das führte natürlich dazu, dass einzelne bereits doch im Discord-Chat darüber diskutiert haben, andere jedoch nicht, so dass bei mir das schiefe Bild entstand, dass gar kein großes Interesse dafür da wäre und ich mich entsprechend wenig weiter darauf vorbereit habe. Dieser Eindruck trügte jedoch, so dass ich während der Session Zero deutlich mehr improvisieren musste, als mir eigentlich lieb war.

Dennoch: Die erste Session ist für die Anwesenden offenbar unterhaltsam genug gewesen, es geht weiter eine Fallout-inspirierte Welt auf den Ruinen der Hansestadt Hamburg zu erkunden, inkl. einem kleinen Fate-Kompakt-Hack mit Strahlungsbegrenzung des körperlichen Stresses. Und: Ich habe mich darauf eingelassen, eine Foundry-Instanz für die Runde zu kaufen und gemeinsam mit einem der Spieler aufzusetzen. Bin mir noch unsicher, ob das nicht etwas über das Ziel hinausschießt, aber einigen Spieler:innen scheint dies beim Spielspaß zu helfen, daher investiere ich das dann doch gerne.

Stockend weitergelaufen: City of Fate

In der City-of-Mist-Runde sind wir noch 2023 auf Fate gewechselt. Diese Runde ist derzeit die einzige Nicht-Online-Runde mehr. Einerseits toll, andererseits gab es in keiner anderen Runde derart viele Ausfälle dieses Jahr, ständig waren mehrere Spieler:innen kurzfristig krank und wir mussten die Runde ausfallen lassen. Dafür überraschte die Runde mich mehrfach mit unerwarteten Spieler:innen-Reaktionen, während auch ich die Leidensfähigkeit der Charaktere erprobte. Intensives Spiel, das mehrfach auch unangenehm werden durfte. Bin froh, dass es Sicherheitstechniken gibt, auch wenn wir sie nicht einsetzten.

Beendet: København Filer

Direkt zur Jahreswende ging die Dresden Files Accelerated-Kampagne in Kopenhagen zu Ende (hatte ich schon beschrieben). Dass Königin Magarethe kurze Zeit später abdankte, hatte natürlich überhaupt nichts mit den Ereignissen unserer Runde zu tun.

Neustart: Star Trek: Colonies

Und dann habe ich mich nach langer Zeit wieder entschlossen, eine Geschichte im Star-Trek-Universum anzusiedeln. Wobei ich bewusst einen Slow-Burner hier angesetzt habe, bei dem sich der Hintergrund sehr sehr langsam entfalten darf. In Colonies geht es um den Aufbruch eines Siedler-Treks in die ferne Andromeda-Galaxie und was dort beim Ankommen alles an Herausforderungen zu begegnen ist. Wie gesagt: Slow-Burner. Es dauerte über ein halbes Jahr outtime bis die Charaktere intime angekommen waren. Und dann trafen sie auf Spuren der Vergangenheit des Trek-Lores: Das Kelvanische Imperium (TOS 2×21: Stein und Staub).

Gemeisterte One Shots

Ich habe in 2024 ehrlicherweise mehr an One Shots teilgenommen als welche angeboten. Dennoch gab es ein paar Ausnahmen, darunter eine Lady Blackbird-Runde, als auch eine Runde Cryptid Creeks, einen One Shot Das Gjallarhornprojekt (Eis & Dampf) sowie mehrere Runden an einem Wochenende (s.u.). Tatsächlich habe ich aber eine Reihe von Monster of the Week-Abenteuer auf Fate „umgeschrieben“ und diese lose angeboten. Zuletzt habe ich eine neue offene Reihe von Fate-One-Shots in einer Superhelden-Welt angefangen, bei dem die Hauptcharaktere alles noch Schüler:innen an der Shuster High School sind, names Super High. Das dürfte unterhalsam weitergehen.

Gespielt

One- und Few-Shots

2024 durfte ich auch in diversen Runden mitspielen, darunter eine Vielzahl an Fate-One-Shots in unterschiedlichsten Genres, bei der ich eine Vielzahl spaßiger Charakterkonzepte ausprobieren konnte. Das macht Laune, auch wenn ich Charakterentwicklungen da doch etwas vermisse, prinzipiell ist das halt wie mit prozeduralen Serien: Dort gibt man die Hauptcharaktere auch am Ende immer wieder so ab wie sie gekommen sind, um sie nächstes Mal wieder im Originalzustand hervorholen zu können.

Eigentlich nur als Nebengeschichte aufgetan, bekam ich durchaus Spaß an einem Dungeon World-Few-Shot, auch wenn das reine Krabbeln durch Dungeons wie erwartet nicht meinen Spielspaß befeuerte, aber die Interaktion der Charaktere einfach irgendwie funktionierte. Darüberhinaus partizipierte ich an einer Runde Tainted Hearts, Fallout und auf der kleinen Campfire Con spielte ich sowohl eine Runde Roots als auch eine Runde Avatar Legends.

Regelmäßige Runden

Eine regelmäßige Fate-Runde Fate of the Magi, basierend auf Benedict Jackas Urban-Fantasy-Reihe Alex Versus, ging mit einem unerwarteten Happy End zuende. Es folgte eine Runde mit einer Raumschiff-Besatzung einer Misfit-Gruppe von zusammengewürfelten Charakteren, die wir mit dem Genesys-System spielen – ein System, mit dem ich ehrlicherweise immer noch sehr hadere, zuviel Würfel-Foo mit zuviel unnötigen Optionen und Talenten, deren Balancing mir insbesondere schwer verständlich erscheint. Aber: Die Charakterkonstellation ist sehr unterhaltsam und spaßig und der Spielleiter hat sehr kreative Ideen.

Und dann war da noch eine Alien-RPG-Runde, bei der wir auch das dritte der vorgefertigten Abenteuer-Reihen absolvierten, ich abermals eine Androidin spielen durfte, diesmal jedoch immerhin von Anfang an offen. Abermals aber mit dem Gefühl zurücklassend, dass wir aufgrund unserer Entscheidungen vielleicht 25 % aller Sachen gesehen haben und dass die Agenda-Karten teilweise einfach nicht gut funktionieren – aber immerhin hat die Gruppe diesmal deutlich besser zusammenarbeiten können.

Die The Spire-Runde ist unterdessen leider verstorben. Wir hatten zunächst noch versucht, dies auf eine Online-Runde umzustellen und der Spielleiter hatte noch eine Foundry-Geschichte dafür aufgesetzt, aber nach wenigen Spielabenden scheiterte es letztlich an der Terminkoordination und – na ja, dem Leben.

Und dann war da noch eine City of Mist-Runde, die zwischenzeitlich einen Ersatz-MC bekam, da der eigentlich geplante MC mit immer neuen Begründungen sein Engagement immer weiter verschob, bis er schließlich selbst von einem auf den anderen Tag ausstieg (und dabei unser Online-VTT löschte). Der Ersatz-MC hat endlich das Ersatz abgelegt und tatsächlich eine sehr unterhaltsame Runde hinbekommen, deren Charaktere sich teilweise mit Volldampf weiterentwickeln und verändern, bringt mir sehr viel Spaß.

Verlängertes PbtA-Rollenspiel-Wochenende

Über das lange Tag-der-deutschen-Einheit-Wochenende hatte ich mich mit einigen anderen Verrückten darauf eingelassen, uns in ein Ferienhaus bei Goslar einzusperren, und dort durchzuzocken. Wir hatten dazu effektiv 5 Slots an 2,5 Tagen und hatten eigentlich geplant, jeweils zwei Runden parallel laufen zu lassen. Dann waren wir jedoch aufgrund kurzfristiger Erkrankung nur noch 7 Spieler:innen, wodurch wir das Dilemma hatten, dass wir dann teilweise nur 2 Spieler:innen (+SL) in einer Runde zusammenbekamen. Ich hatte als einziger SL Runden für mehr als 5 Mitspieler:innen in petto, weswegen ich dann von den 5 Slots 3 für die große Runde meisterte (1× Brindlewood Bay, 1× Hogwarts, 1× Monster of the Week), was aber durch die motivierten Mitspielenden sehr gut klappte. Spielen durfte ich dann je eine Runde Monsterhearts und eine Runde KULT - Divinity Lost, jeweils nur mit einem anderen Mitspieler. Erschöpft hat mich das ganze dann aber schon, auch aufgrund des recht harten Bettes. Dennoch eine schöne Sache das (auch wenn ich vom Harz nur gesehen habe, wieviel Baumsterben dort grassiert und wie nett die Innenstadt Goslars ist).

Fazit

Mein Vorsatz, dieses Jahr mehr auf Kampagnen zu setzen, ging nur bedingt auf, immerhin stehe ich mit drei Kampagnen als SL und zwei als Spieler noch ganz gut dar. Mehr fand abermals im One- und Few-Shot-Bereich auf, was aber letztlich auch ermöglicht, neue gute Spieler:innen für die Kampagnen zu rekrutieren und, seltener, auch selbst passende für einen selbst zu finden.

Beitragsfoto: CC-0, Anete Lusina/Pexels, beschnitten

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

7 Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert