Zum zwanzigsten Mal findet das ursprünglich aus Hamburg stammende Fantasy Filmfest in unserer Hansestadt wieder statt. Heute war Tag 1 der beiden Tage, an denen wir uns ingesamt 4 Filme dieses Jahr gönnen. Daher hier mal ein kleiner Umschwung zu einem Filmkritik-Blog (leichte Spoiler voraus):
Civic Duty
Six Feet Under-Star Peter Krause in einem politischen Film, der eigentlich gar keine fantastischen Elemente aufweist. Civic Duty handelt von Terry Allen, einen Buchhalter, der gerade seinen Job verloren hat und dem nun zuhause die Decke auf den Kopf fällt. Als dann ein arabischstämmiger Nachbar ("a middle-eastern") in die Nachbarwohnung einzieht, aber dabei kaum eigene Sachen in die Wohnung mitnimmt, wird Terry skeptisch. Immer weitere Indizien findet der unfreiwillige Hausmann, dessen Paranoia, zusätzlich durch die permanent auf ihn einrieselnden Horrormeldungen über Terroristische Angriffe und entsprechende Aufrufe, seine Pflicht als Bürger nachzugehen, immer weiter wächst. Irgendwann fängt Terry an wie Jack Bauer seinen Nachbarn nachzuspionieren, doch dieser Film ist nicht 24 und daher können solche Aktionen durchaus Konsequenzen haben.
Civic Duty überzeugt mit einem gut durchdachten Handlungsfaden, guten bis herausragenden schauspielerischen Leistungen, insbesondere von Peter Krause, sowie der Spannung, ob der Nachbar nur wirklich ein Terrorist ist oder nicht. Streckenweise fühlt man sich zurecht an Hitchcocks Fenster zum Hof erinnert (berechtigter Hinweis von Andi). Doch der Protagonist ist diesmal nicht nur mehr oder weniger hilfloser Beobachter …
Bleibt zu erwähnen, dass man ein noch seltsameres Gefühl über die Botschaft des Films bekommt, wenn man die Begleitumstände sieht, wie wir den Film gesehen haben: Die Karten konnte ich nur schwierig wegen einer Absperrung des Zugangs zum Kino durch die Polizei wegen einer vermeintlichen Kofferbombe im angrenzenden Dammtor-Bahnhof bekommen. Und beim Essen im Cha Cha Thai Street Kitchen im Anschluß lief dann auf den Bildschirmen n-tv mit Berichten über Terroralarm in London …
A Scanner Darkly
Keanu Reeves, Robert Downey Jr. und Winona Ryder in sicherlich der aufwändigsten Verfilmung von einem Roman von Philip K. Dick. Nachdem A Scanner Darkly komplett gedreht war, wurde jedes einzelne Bild des Filmes am Computer nachgezeichnet und stilisiert. D.h. der gesamte Film ist letztlich eine Special-Effect-Sammlung, so dass der Übergang von Realität in den Wahn wirklich für jeden unnachvollziehbar stattfinden kann.
Bob Arctor (Reeves) arbeitet als Undercover Cop, dabei wird seine Identität auch vor seinen Kollegen durch einen Anzug verschleiert, der im Sekundentakt seine Erscheinung in die von Millionen anderer Menschen verändert, zum eigenen Schutz, denn an sich werden mittlerweile alle Bürger durch Teile ihrer Mitmenschen direkt überwacht. Außer Kontrolle gerät die Geschichte, als Bob Arctor damit beauftragt wird, Bob Arctor zu überwachen. Schritt für Schritt gerät er selbst, um nicht aufzufallen, immer weiter in einen Drogensumpf um die geheimnisvolle Droge D., und fängt irgendwann an deswegen auch zu halluzinieren. Doch welches Spiel wird wirklich gespielt? Beziehungsweise: Was ist die Wirklichkeit, was Halluzination?
Boah, schwere Kost, dennoch höchst amüsant und visuell wirklich innovativ und neu. Der Film eignet sich sicherlich dazu, ein weiteres mal angesehen zu werden, damit man die Vielschichtigkeit überhaupt erst nachvollziehen kann. Gefallen wird er sicherlich nicht jeden, teilweise sicher wegen den Kamerafahrten, die durch die Nachzeichnungen teilweise einfach perspektivisch falsch funktionieren und deswegen arg desorientieren. Dennoch: Der Film hat das Potenzial zum Kultstreifen.