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Das Soundtrack-Problem

Es gibt Spielrunden, die halten von der Hintergrundbeschallung gar nix. Bei einigen läuft normale Musik, sogar schon Pop-Radiosender habe ich im Hintergrund laufend erlebt (wobei es in den meisten Fällen nicht wirklich berauschend ist, den „Verkehrsservice für den ganzen Norden“ in eine düstere Szenenbeschreibung rein plärren zu lassen – mal ganz kranke Unknown Armies Plot-Ideen ausgenommen …).

Dann gibt es den Disc-Jockey-Spielleiter, der etwa alle 45 Minuten nach einem gemeinschaftlich gemurrten „Mucke ist alle“ eine Scheibe auswechselt – oder auch einfach eine einzige auf Repeat stellt – was bei uns zu einer großen Abneigung gegen den „Harry Potter I“-Soundtrack geführt hat, nachdem wir diesen über ein Dutzend mal an einem Abend hintereinander gehört haben. Andere haben ein großes Archiv an Musik-Dateien auf dem PC liegen, stellen im Vorfeld eine Playlist zusammen, und lassen die angeschlossenen Boxen den Dienst tun (in den meisten Fällen ist das tatsächlich meine bevorzugte Variante). Mit technischen Spielkram kann man sich diese sogar zu einem eigenen Streaming-Server zusammenbasteln. Und dann gibt es noch Spielleiter sich bereits im Vorfeld mit der Musik für den konkreten Plot beschäftigen und genau vorausplanen, welches Stück wann gespielt werden muss (was nach meinen Erfahrungen eh nie klappt).

Radio Rivendell Banner
Radio Rivendell war eines der ersten Filmmusik-Webradios

Doch man kann auch ausweichen aufs Internet. Hier gibt es mittlerweile eine ganz beachtliche Zahl an Webradios, die vor allem instrumentale Filmsoundtracks spielen und damit in den meisten Fällen wirklich als Kompromiss für die Hintergrundbeschallung fungieren können. Angefangen beim schon tradionellen grandiosen Radio Rivendell (vor über zwei Jahren hier schon mal hier vorgestellt) über StreamingSoundtracks.com oder Cinemix.fr gibt es mehrere gute Alternativen. Wobei leider fraglich ist, wie lange noch, da in den USA gerade ein seltsamer Copyright-Vergütungsstreit tobt (s. Washington Post). In Deutschland kenne ich bisher lediglich mittelalterliche Folklore-Radios wie Radio Aena oder das Folkland Radio (was natürlich zu Science Fiction eher nicht passt) und Gothic-Electro-Metal-Verbundsender wie Dunkle Welle oder Darkerradio (die nun auch nicht überall zu passen).

Mittlerweile gibt es auch drei mir bekannte deutsche kommerzielle Projekte, die Anhänge von privaten deutschen Pop-Stationen sind, die zur Zeit etwas über hektisch ins Internet mit reinen Abspielkanälen expandieren. Radio Hamburg hat so beispielweise ein eigenes Film-Webradio „Movie Mania“ eingeführt (eine Assoziation, die man mit dem Pop-Radio eigentlich nicht ziehen würde). Hitradio Antenne Niedersachsen hat ebenfalls ein Filmmusik-Webradio, das aber nur nach Registrierung nutzbar ist. Und der hessische Sender FFH hat ebenfalls sein Soundtrack-Webradio.

Nachteil an all denen: es gibt immer wieder kurze Unterbrechungen für kleine Teaser und teilweise sogar Werbung. Aber: dafür sind sie alle immerhin kostenlos, wobei der Trend dazu geht, dass man für bessere Klangqualität (=höhere Bandbreite) zahlen darf …

Ebenfalls kostenlos: ein Musik-die-klingt-Wie-Kanal auf last.fm (z.B. „Musik wie Jerry Goldsmith“ für Star Trek-Runden). Bis vor ein paar Monaten gab es noch Pandora.com, die jedoch erst den Betrieb außerhalb der USA und nun vermutlich auch komplett einstellen dürfen (s.o.).

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

2 Antworten

  1. Ich empfinde es immer noch als netten und stimmungsvollen Zusatz für die Spielrunden. Allerdings: wenn man nix passendes zur Hand hat, dann sollte man doch lieber darauf verzichten, das stimmt schon.

    Und zu bekannte Soundtracks verwirren leider auch, nichts ist unpassender als die Star Wars Fanfare zu hören, wenn man gerade in einen dunklen Dungeon einsteigen will. Gut, ehrlich gesagt: die Star Wars Fanfare passt auch irgendwie nur zu einem einzigen Rollenspiel und da auch nur an den Anfang des Spielabends … ;-)