Doch kein einfaches Abenteuer – „KIN“ (Kino-Kritik)

Mit der Superwaffe im Gepäck (Myles Truitt, Foto: Concorde Filmverleih GmbH)

Eli (Myles Truitt) ist als Kleinkind adoptiert worden und hatte nach dem sechsjährigen Knastaufenthalt seines großen Bruders Jimmy (Jack Reynor) fast eine Einzelkind-Rolle. Als er in einer Fabrik eine seltsame außerirdische Mega-Waffe findet, kehrt sein Bruder endlich zurück, hat aber noch ein großes Schutzgeld an Taylor Balik (James Franco) zu zahlen. Jimmy und Eli fliehen, bei der sich eben diese Waffe als ein entscheidener Faktor herausstellen wird …

KIN | Trailer | Deutsch | HD | Offiziell

Nachdem die Brüder Jonathan und Josh Baker 2014 in ihrem Kurzfilm „Bag Man“ eine sehr ähnliche Grundlage einer Story boten, haben sie eben diese für ihren ersten Featurefilm ordentlich aufgeplustert und die Struktur eines Road Movies hinzugefügt. Eigentlich hatte ich gerade nach dem Trailer ein eher familientauglichen Abenteuerfilm erwartet, doch dieser hält sehr lange die Science-Fiction-Idee im Hintergrund und stellt stattdessen eine in Teilen recht brutale Gangsterstory nach vorne, bei der vor allen Franco seinem Antagonisten mehr Tiefe zu verleihen versucht, als das Buch ihm eigentlich her gibt.

Die restlichen Darsteller mühen sich redlich, vor allen Newcomer Myles Truitt gelingt es auch wortlos schwierige Situationen zu meistern. Reynor hingegen überzieht bisweilen seinen Charakter und lässt ihn allzu unsympathisch zurück, kann erst in späteren Szenen mit Zoë Kravitz wieder ein paar Punkte gutmachen, während Dennis Quaid seinen gestrengen Vater etwas zu wenig den Schmerz spüren lässt, den ihm sein Sohn über die Jahre gemacht hat sondern dies nur in Wut und Ablehnung kanalisiert, die für die Story zwar notwendig, aber doch etwas überzogen wirken.

Bruderliebe mit Waffen (Jack Reynor und Myles Truitt, Foto: Concorde Filmverleih GmbH)

Es gibt aber auch positives: Die britische Indie-Band Mogwai liefert erstmals zu einem Spielfilm einen sehr dichten und stimmigen Score mit starken, piano-getriebenen Electronic-Anteilen, der stellenweise auch an Daft Punks Score zu „Tron Legacy“ erinnert. Dass sie sich auf die Begleitung von atmosphärischen Stücken verstehen, hatten sie bereits schon bei der Serie „Les Revenants“ gezeigt.  Ich wusste vorher nicht, dass sie den Film scoren würden und war bei den Titles angenehm überrascht – und hier auch alles andere als enttäuscht, so manche Szene wird durch die Musik dann doch noch aufgefangen. Das Album ist seit Ende August bereits erhältlich, ich hoffe doch sehr, dass Mogwai auch weitere Filme künftig mit ihrer Kunst akustisch untermalen werden.

Zu lange unterwegs: Die außerweltliche Bedrohung kommt erst zum Schluss wirklich wieder ins Spiel. (Foto: Concorde Filmverleih GmbH)

Letztlich ist der Film sehr uneinheitlich gelungen, zeigt einige starke Längen in der Mitte und ignoriert seinen grundlegenden Sci-Fi-Plot über lange Parts. Er scheint allgemein nicht zu wissen, was er sein will: Ein Familiendrama? Ein Road Movie? Abenteuerfilm? Actionfilm? All das versucht er zeitweise zu sein und bringt erst am Ende wieder den Science Fiction-Aspekt mit den Machern der Waffe wieder ins Spiel zurück, nachdem sie zwischenzeitlich eigentlich nur eine Wumme ist.Er bringt dann letztlich noch eine durchaus gelungene Wendung zustande, die versöhnt. Aber auch nur, wenn man außer Acht lässt, dass der eigentlich interessante Part hier hätte anfangen sollen.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

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