Freddy (Felix Schäfer) ist Maler, der sich gerade von einer schlimmen Trennung von seiner Frau erholen will. Diese hat ihm unter anderen vorgeworfen, sie zusammengeschlagen zu haben und will wohl auf diese Weise das Sorgerecht für ihren gemeinsamen Sohn erlangen, denn Freddy kann sich nicht daran erinnern, soetwas getan zu haben. Doch dann taucht Eddy (auch Schäfer) auf, ein imaginärer Freund seiner Kindheit, der all das ist, was Freddy nicht sein kann. Manipulativ und brutal holt er sich das zurück, was Freddy nicht erlangen kann. Und in Freddys Welt bricht immer mehr zusammen. Doch während sein Bruder (Alexander Finkenwirth) und sein Psychotherapeut (Burghart Klaußner) Freddy darin bestärken, dass er an einer Geistesstörung leidet, keimen in Freddy Zweifel, ob Eddy nicht doch real sein könnte.
Es ist nicht unbedingt einfach, dem bereits in vielen Facetten ausgeleuchteten Genre des Schizophrenie-Thrillers etwas Neues abzugewinnen. Der Ansatz von Freddy/Eddy ist da aber durchaus erfrischend: Statt den Zuschauer erst im letzten Akt mit der Erkenntnis zu konfrontieren, dass hinter dem Protagonisten zwei Persönlichkeiten stecken, treffen hier beide bereits am Anfang des Films aufeinander und die tatsächliche Frage ist umgekehrt: Leidet Freddy an einer multiplen Persönlichkeitsstörung oder existiert Eddy tatsächlich, so unmöglich dies erscheinen mag.
Dies clever genug zu konstruieren, so dass der Zweifel lange aufrechterhalten bleiben kann, ist keine einfache Aufgabe, die der Film meist gerade so hin bekommt ohne ins Lächerliche abzugleiten. Warum Freddy nicht einfach ein Foto von den beiden macht, wird in einer Szene einfach durch einen Anruf unterbrochen, okay. Danach kommt Freddy aber einfach nicht mehr auf diesen Gedanken? Wieso?
Dabei spielt der Film natürlich auch mit gesellschaftlichen Konventionen, die für Freddy aber nicht für Eddy wichtig sind und zieht seinen Schrecken auch aus düsteren Themen wie Pädophilie. Dabei ist es vor allen Schäfers gelungenes Spiel, dass dem Publikum zwei unterschiedliche Charaktere, die sich doch für einen Charakter ausgeben, greifbar macht. Schäfer gelingt es, beides darzustellen und in fast allen Szenen dabei souverän zu bleiben, auch und gerade im Spiel mit sich selbst. Nur bei einer Rodel-Szene wird das Ganze etwas arg lächerlich.
Freddy/Eddy ist ein in vielen Bereichen spannender Thriller über multiple Persönlichkeiten oder Doppelgänger, dessen kreative Stärke darin liegt, dass er die typischen Tropes einmal andersrum aufheddert, von seinem Zuschauer aber auch einiges an Suspension-of-Disbelief abverlangt.