Den Crawleys wird von der Dowager Countess (Dame Maggie Smith, die hier mit Mitte 80 immer noch alle Szenen stiehlt) mit der Nachricht überrascht, dass diese ein Anwesen an der Côte d'Azur geerbt hätte. Neugierig macht sich ein Teil der Familie auf, das Anwesen unter den Augen einer misstrauischen Frau zu inspizieren, die nicht weiß, warum ihr Gatte es einer britischen Adligen vererbt hat.
Währenddessen muss Mary (Michelle Dockery) abermals sich um die Finanzen des Anwesens kümmern und lädt eine Filmproduktion ein, die dort ein Stummfilm-Liebesdrama in einem Glücksspielumfeld inszenieren will – was das Personal in helle Aufregung versetzt.
Viel Lärm um Hach
Die sechs Staffeln, die Downton Abbey von 2010–2016 auf ITV in Großbritannien waren auch Kritikererfolge. Dies hat sich mit den Kinofilmen gewendet, denn diese sind, ehrlicherweise, für Nicht-Fans der Serie, nur schwer zugänglich. Die Story plätschert gemächlich vor sich hin, die unterschiedlichen Charakterbeziehungen werden kaum mehr angestrengt als ein überzogenes Nachluftschnappen – hier regiert die Stiff Upper Lip der Briten in ihrem ganzen Understatement.
Aber spätestens dieser ist ein Film für die Fans der Serie – und vor allen für die Fans der Charaktere der Serie. Downton Abbey hatte schon immer einen besonderen Fokus auf sein extrem großes Ensemble und baute über all die Zeit ein tiefgehendes Beziehungsgeflecht auf. Ja, Downton Abbey ist vorrangig tatsächlich eine Soap mit viel Geschichtskolorit. Und genau das haben wir auch hier wieder – wobei Serienmacher Fellows hier nun einige noch offenliegende Fäden zusammenspinnt und auch einigen weiteren Nebencharakteren eine Auflösung ihres Handlungsbogens endlich einräumt.
Vertrautes Familienalbum
Dies ist alles mit viel Hach, und einiges auch mit deutlich feuchten Augen anzuschauen und erfreut das Fan-Herz. Alle anderen werden von diesem Film aber bitter enttäuscht werden, denn ohne den Kontext zu kennen, versteht man nicht nur deutlich weniger, auch sieht man sehr viel deutlicher, wie flach der Ball hier doch gespielt wird. So ist der größte Einsatz, der zwischenzeitlich auf dem Spiel steht die Reparatur des Daches – oder wahlweise die wirkliche Herkunft eines Familienmitgliedes. Höhepunkte gibt es im traditionellen Sinne eines Dramas also kaum welche.
So ist Downton Abbey II: Eine neue Ära nicht wie der Titel verspricht, ein Neuanfang, sondern vor allen ein Abschiednehmen von vertrauten Charakteren, ein Stück Urlaub in einer heilen Welt der Vergangenheit und fühlt sich vor allen an, als würde man ein vertrautes Familienalbum noch einmal aus der Schublade hervorziehen und gemeinsam in Erinnerungen schwelgen.