Stranger Things (Kritik Staffel 4, Vol. 1)

Eine Reihe von übernatürlichen Morden an Teenagern lässt die Gemeinschaft in Hawkins erneut aufschrecken – und sucht sich den vermeintlich Schuldigen erstmal in der Gruppe der Kultisten vom Hellfire Club, der örtlichen Gemeinschaft von D&D-Fanatiker:innen. Immerhin: ein Teil der Mitglieder des Clubs sind bereits erprobt im Kampf gegen das Übernatürliche. Doch ihre beste Waffe, Elfi, ist nach dem vermeintlichen Tod ihres Pflegevaters Hopper nach Kalifornien gezogen und hat auch noch ihre übernatürlichen Kräfte verloren …

Stranger Things 4 | Ausgabe 1 – Finaler Trailer | Netflix

Stranger Things ist eines dieser zufälligen Erfolgsrezepte, die eine ganz eigenen Nischen besetzen und dabei grandios zünden. Als die Serie 2016 erstmals auf Netflix lief, hatte wohl keiner damit gerechnet, dass wir auch noch sechs Jahre später mit größtem Vergnügen uns zurück (oder in überwiegenden Fällen erstmals) in die 80er versetzen lassen.

Kann man vielleicht doch die Zutaten für dieses Erfolgsrezept herausschmecken? Zum einen sind es die erstaunlichen Paarungen, mit denen uns die Serie immer wieder überrascht – sei es die Bromance mit Dustin und Steve (über Haarspray), eine Konkurrenzsituation-wird-zur-besten-Freundschaft zwischen Eleven und Max oder hier nun die Ermittler-Partnerschaft zwischen Nancy und Robin. Abermals sollte dies nicht funktionieren, aber nicht nur die Situation zwischen beiden lassen bald kreative Funken schlagen. Von der grandiosen Paarung zwischen Murray und Joyce ganz zu schweigen.

Funktionieren als das neue Traumteam: Maya Hawke als Robin Buckley und Natalia Dyer als Nancy Wheeler (Foto: Netflix © 2022)

Dazu kommt ein langsames Entfalten und Aufdecken einer Geschichte, die sich nicht wie bei Lost nach „irgendwie so erklärt“ anfühlt, sondern in sich stimmig bleibt und auch in der vierten Staffel immer noch Facetten beifügen vermag. So auch hier: es werden viele weitere Versatzstücke eingebracht, fügen sich aber nahezu reibungslos ins Gesamtgefüge.

Sicherlich alles andere als schädlich ist die hochkarätige Besatzung und Ausstattung der Serie. Hier fühlt sich auch das Abtauchen in alternative Welten alles andere als nach billigen Greenscreen an. Dazu kommt der 80er-Flair, bei dem man zwar an einigen Stellen ein paar Augen ein wenig zudrücken muss (IP-Tracing durch ein Akustikkoppler in den 80ern?), aber der durch viel Zeitkolorit einfach ein Genuss ist.

Führt die D&D-Panik in Hawkins an: Mason Dye als Jason Carver (Foto: Netflix © 2022)

Ein paar Handlungsstränge bleiben zwar, vermutlich durch die Zweiteilung dieser Staffel, noch auf der Strecke. Aber insgesamt bringt diese eine gehörige Portion Spaß und lässt – und auch das ist leider immer bei einer Serienkultur, die sich oft nur wie ein extrem in die Länge verzogener Spielfilm anfühlt, keine Selbstverständlichkeit – keine Langeweile aufkommen.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …