Kurzkritiken (Superman & Lois S04, Arcane S02, Rumors S01–02)

Superman & Lois (S04)

Nach einer grandiosen ersten, aber zwei eher mittelprächtigen folgenden Staffeln, wurde die vierte Staffel nicht nur verkürzt, auf ein stark begrenztes Budget geschrumpft und noch dazu im Cast beschnitten, sondern auch nach allerlei Streiks und Problemen stark verspätet. Mit ihr wird auch noch dazu das letzte Stück des „Arrowverse“ beendet, auch nachdem das Network The CW durch Besitzerwechsel nicht mehr frei am DC-Fundus bedienen kann und Warner Bros. auch alles andere von DC unter eine neue Regie gestellt hat.

Es waren also keine wirklich guten Vorzeichen, doch die lange Pause hat offenbar dazu geführt, dass am Drehbuch lange gefeilt werden konnte und sie alle Handlungsfäden nicht nur befriedigend auflösen, sondern sogar mit einem hochemotionalen Finale eine Superman-Geschichte zu Ende erzählen konnten, die sich für diese Serie enorm richtig anfühlte. Ja, sie erzählen den Tod von Superman. Aber nicht so, wie man das erwartet.

Zwar gab es keine Verbeugungen vor dem Arrowverse mehr – es war schon vor längerer Zeit bekannt geworden, dass sich die Serienmacher trotz der Übernahme der Protagonist:innen, sich nicht an ihrer Legacy orientieren wollten –, aber das war aufgrund des komplexen Lores, das die Serie selbst aufgebaut hatte, gar nicht nötig.

Und dann dieser Epilog, der an seiner Emotionalität stark an dem aus Six Feet Under erinnert und sich tatsächlich wagt, alles abzuschließen. Nicht nur für Lois und Clark, sondern auch für all die anderen Charaktere der Serie. Tatsächlich eine Super-Leistung, trotz all der Herausforderungen all das zu einem solchen befriedigenden Ende führen zu können.

10 Episoden | VoD (bisher nur OV)

Arcane (S02)

Die erste Staffel von Arcane sollte ursprünglich 2020 erscheinen, ist dann wegen Covid aber um ein gutes Jahr auf 2021 verschoben wurden. Dann war sie tatsächlich ein großer Erfolg und schon bald war klar, dass es eine weitere Staffel geben sollte – doch drei Jahre Wartezeit auf eine Fortsetzung war dann doch eine sehr lange Pause.

Zwar hilft die filmische Zusammenfassung, die Netflix der Serie am Anfang der zweiten Staffel spendiert hat, einen dabei, wieder zurück in diese besondere Welt zurückzuziehen, doch braucht man dann doch etwas um zu verstehen, wo alle Figuren vor drei Jahren zuletzt standen. Doch es braucht nicht lange, und Arcane zieht einen wieder in diese faszinierende Welt mit ihren komplexen Charakteren. Es hilft natürlich, dass die Macher:innen genügend Zeit hatten, um sich audiovisuell abermals auszutoben. Keine Sequenz wird recyclet, alles ist visuell neu, aufregend, kreativ und anders – meist choreografiert auf einem zunächst fremdwirkenden Popsong. Zwei Elemente, die vielleicht zunächst wie Fremdkörper wirken, doch dann gemeinsam die Gefühlswelt der Charaktere erforschen lassen. Montagen, die wie in Musicals gezielt eingesetzt werden.

Es hilft auch, dass die Serie auch komplexe Fragen stellt, Charakteren Raum gibt, sich zu entwickeln, gleichzeitig aber nichts überstürzt – um dann nicht alles aufzulösen. Tatsächlich ist das Finale alles andere als geradlinig, es bietet keine einfachen Antworten, Charaktere müssen sich hier nicht einmalig für die eine oder andere Seite entscheiden, es gibt kein Schwarz und Weiß, nur knallige Farbexplosionen.

9 Episoden | Netflix

Rumors (OT: Rykter, S01–S02)

Norwegische Coming-of-Age-Serie, die sich vorrangig auf die toxische Nutzung von Social Media unter Jugendlichen konzentriert und dabei die Folgen sowohl auf Opfer- als auch auf Täterseite zeigt und dabei vermeidet, klare Position zu beziehen. Erinnert zeitweise an Elité, aber ohne irgendwelche überzogenen Mordopfer und mit deutlich weniger Fokus auf Arm-vs-Reich. Die Dynamiken der Jugendlichen sind entsprechend deutlich nachvollziehbarer. Und: Die Serie hat durch die norwegische Insellandschaft auch eine subjektiv hübschere Kulisse.

Etwas unklar werden in der ARD Mediathek die Staffeln 1 und 2 zu einer „ersten“ mit 30 kurzen Episoden (je Episode geht etwas zwischen 9–12 Minuten) zusammengeworfen.

30 Episoden (je ca. 10 Min.) | ARD Mediathek

Beitragsbild: © 2024 Netflix, Inc.