„Europa Report“ ist ein Rückschritt im Science-Fiction-Genre. Eine Rückbesinnung. Es ist Hard-Sci-Fi. Bis ins letzte Detail. Und dennoch oder gerade deswegen spannend.
Eine internationale Crew wurde zusammengestellt, um eine fast vierjährige Mission zu dem Jupiter-Mond Europa zu unternehmen. Dort soll sie unter der kilometerdicken Eisschicht nach Leben Ausschau halten.
Fragmente einer Dokumentation
In dokumentarischen Fragmenten der vielen Bord-Kameras, angereichert mit externen Kommentaren, werden wir auf einer chronologisch manchmal leicht verwirrenden, aber immer interessanten und faszinierenden Entdeckungsreise in die Leere geschickt, die unser nur vermeintlich so kleines Sonnensystem ausfüllt.
Schon bald wird klar, dass bei dieser Reise nicht alles gut gegangen ist – es gab wohl mindestens einen Toten, aber es bleibt länger unklar, weshalb und wann jemand gestorben ist.
Stück für Stück setzt sich aber das Puzzle zusammen und beinhaltet dabei auch ein paar faszinierende Wendungen. Dabei bleibt der Film sachlich und nachvollziehbar, es gibt im Skript keine unglaubwürdige Lovestory, kein mysteriöser Saboteur, kein durchgeknallter Amokläufer oder ähnliches, die die Handlung vorantreiben sollen. Stattdessen sehen wir das Leben einer Gruppe Menschen an Bord, monatelang auf sich selbst gestellt, nachdem das Funkmodul zur Erde ausfällt.
Die harte Wirklichkeit des Weltraums
Der Film gleitet an keiner Stelle ins Fantastische ab sondern orientiert sich nur an der harten Realität. Dutzende NASA-Experten standen dem Film als Berater zur Seite. Und so ist er vielleicht der erste wirkliche Hard-Science-Fiction-Film überhaupt.
Dazu eine gelungene Mischung aus bekannten (Sharlto Copley, Michael Nyqvist) und weniger bekannten Darstellern sowie einem beklemmenden Score von Bear McCreary. Regisseur Sebastián Cordero ist hier ein toller kleiner Film gelungen, der mit seiner Konsequenz das Genre Science-Fiction eine neue Richtung geben vermag.
„Europa Report“, USA 2013 Regie: Sebastián Cordero Darsteller: Anamaria Marinca, Sharlto Copley, Michael Nyqvist u. a. Score: Bear McCreary, absolut rollenspieltauglich. Inspirationquelle fürs Rollenspiel: Nur bedingt, weil man vermutlich selten „so harte“ Science-Fiction hinlegen möchte. Deutscher Verleih: Leider bisher offenbar keiner gefunden. Bleibt zu hoffen, dass dieses Kleinod zumindest eine DVD-Veröffentlichung bekommt.★★★★☆