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Menschenjagd in der Eiswüste: „Humanoid“ (Blu-ray-Kritik)

„141 Jahre nachdem Gott für tot erklärt wurde …“

Ein alles verzehrender Winter hat die Erde seit 300 Jahren unterjocht. Der Rest der Menschheit hat sich aber nicht  vernünftigerweise etwa in einem unstoppbaren Zug verkrochen, sondern unter die Erde zurückgezogen. Für die Oberfläche haben sie aber eine neue Spezies Menschen gezüchtet: „Humanoide“, die der problematischen Witterung auch ohne Spezialgel standhalten können. Aber die auch unfruchtbar gezeugt wurden und von den ansonsten körperlich unterlegenen Menschen als Sklaven ausgenutzt werden.

Humanoid I Deutscher Trailer

Fünf Jahre nachdem Humanoide ASH-393 (Branden Coles) geflohen ist, wird der menschliche Commander Bishop (Paul Sidhu) von einem General ausgeschickt, diesen Humanoiden aufzuspüren und zu erledigen. Gemeinsam mit einer Spezialeinsatztruppe reist er durch eine unwirtliche Welt, von der leisen Hoffnung getrieben, irgendwo da oben seine tot-geglaubte Tochter wiederzufinden …

„Ich liebe den Geruch von Schwarzblutsuppe am frühen Morgen“

Der Kampf Mensch gegen Übermensch ist ein gut ausgetretenes Filmthema mit unzähligen mehr oder weniger großen Variationen. Nicht erst der Erfolg von „Terminator“ (1984) führte zu einer wahren Flut solcher Filme, die natürlich teilweise direkt für das in den 80er und 90er Jahren gut florierenden Videotheken-Geschäft produziert werden konnten*.

* Sicherlich gab es auch zuvor schon haufenweise solche billig-produzierten Filme, das Genre ist ja bereits seit den 1930er Jahren etabliert. Damals wurden günstige „B-Movies“ zusammen mit interessanten „A-Movies“ als „Double Feature“ sowohl den Kinos als auch nachrangig den Zuschauern angedreht. Mit dem Heimfilm-Markt explodierte dieses Segment des Films aber regelrecht.

Der Commander wird mit Gel vorbereitet für die kalte Oberfläche (Foto: Ascot Elite)

„Humanoid“ knüpft dabei deutlich an diesem Filmstil an. Coole Soldaten dürfen in einem zunächst klaren Freund-Feind-Schema gegen übermenschliche, gezüchtete Humanoide antreten. Die Idee, dass diese auch Sklaven sind, interessiert dem Film dabei am Anfang nur am Rande. Wichtiger sind ein paar Schockmomente, etwas Gore und ein paar Explosionen.

Doch spätestens, wenn die durchgeknallte Kämpferin Kix (Arielle Holmes) sich an eine Ausgabe von „Mein Kampf“ klammert und dabei laut proklamiert, dass Adolf Hitler „ein verkannter Prophet“ sei, wird auch dem letzten Zuschauer auffallen, welcher faschistoider Geist in dieser post-apokalyptischen Gesellschaft weht. Der Film will dann auch gleich dazu Stellung beziehen … und befielt den Commander Kix die erste Nachtschicht am Lagerfeuer übernehmen. Warum das aber eine besondere Strafe sein soll, bleibt genauso offen wie die Frage, warum der Hauptcharakter diese faschistoide Gesellschaftsstruktur nicht schon früher entdeckt hat.

„Ich kann Dich nicht hören. Dein Herz tut Dir weh? Nun, lass mich nachsehen!“

Das sicherlich am meisten irritierende des Films ist das Genre-Misch-Masch, das hier vorgesetzt wird. Das beginnt mit der sich in existenzialistischen Krisen überschlagende Film Noir-Stimme aus dem Off, die für eine viel zu lange Exposition eingesetzt wird. Dann das skurrile Setting, in dem seit über 300 Jahren ein alles verschlingender Winter die Oberfläche der Erde absolut unbewohnbar machte – aber in der dennoch noch laublose Wälder existieren, in dem Menschen am Lagerfeuer sitzen können. Ja, die haben sich vorher mit einem Wundergel besprühen lassen – aber das nur am nackten gestählten Oberkörper, während sie unten eine Hose tragen. Vermutlich frieren Menschen in der Zukunft halt nur oberhalb der Gürtellinie.

Dennoch weisen die Filmmacher eine gewisse Chuzpe auf, die sich in allen Bereichen durchdeklinieren. Die Effekte springen zwischen ambitioniert und hobbyesk umher und nicht zuletzt sind da die völlig überzeichneten und übertriebenen Dialoge.

Zum Überprüfen der Humanoiden benutzen die Wissenschaftler … öhm … Röntgenlampen? (Foto: Ascot Elite)

Das Ganze ist daher schon wieder so trashig, dass man durchaus einigen Spaß an der Absurdität dieses Films haben kann. Aber falls man es versucht, ist empfehlenswert, viel Alkohol in der Nähe zu haben, … äh … um nicht zu erfrieren!

[wertung img="https://edieh.de/wp-content/2017/04/01-humanoid_brd-case-packshot_de.jpg" stars="2"]„Humanoid – Der letzte Kampf der Menschheit“ („2307: Winter's Dream“, USA 2016)

Regie: Joey Curtis

Buch: Joey Curtis und Paul Sidhu

Darsteller: Paul Sidhu, Branden Coles, Arielle Holmes, Kelcey Watson, Anne-Solenne Hatte

Extras: Zwei kurze Deleted Scenes. [/wertung]

„Humanoid – Der letzte Kampf der Menschheit“ erscheint am 19.05.2017 bei Ascot Elite auf DVD und Blu-ray, und ist seit dem 02.05.2017 bereits als Video on Demand erhältlich. Offenlegung: Ich habe die Blu-ray freundlicherweise als Rezensionsexemplar erhalten.

Kritiken zu Serien, Filmen und seltener auch Rollen- und Brettspiele …

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Ron Müller

Rollenspieler auf Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen. Blog: Edieh, Podcast: Ausgespielt.