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Firebird

In den 70er Jahren ist Estland noch Teil der Sowjetunion. Hier verliebt sich der junge estnische Soldat Sergey (Tom Prior, Kingsman: The Secret Service) Hals über Kopf in den russischen Kampfpiloten Roman (Oleg Zagorodnii). Doch eine Liebe zwischen zwei Männern ist mit Strafe bedroht: Im versteckten Blaubeerhain oder hinter dem großen Felsen in der Ostsee kann sie stattfinden, gegenüber allen anderen muss aber unbedingt Stillschweigen gewahrt werden, denn der KGB ist bereits auf Roman aufmerksam geworden …

Firebird Trailer Deutsch | German [HD]

Unterdrückte Liebesgeschichte

Man muss sich bitter in Erinnerung rufen, dass die Unterdrückung von Homosexualität längst nicht nur im sowjetischen Militär eine furchtbare Praxis war, sondern weltweit noch lange im 20. Jahrhundert passierte – und an vielen Stellen immer noch stattfindet. Entsprechend ist ein solcher Film wichtig und richtig, nicht nur zum Erinnern und Mahnen, sondern auch um noch immer nötige Veränderungen zu bewegen.

Eine Leidenschaft fürs Theater teilen die beiden Liebenden (Foto: Salzgeber)

Der Film zeigt dabei auch nicht wirklich etwas Neues: geheime Liebe, unterdrückende Vorgesetzte, Flucht, Alibifrau, Gewalt. Das sind alles (leider) bekannte Versatzstücke und auch wenn es wichtig ist, so etwas immer wieder zu zeigen, findet der Film dadurch leider keinen eigenen roten Faden. Die Liebesgeschichte bleibt einfach zu grob skizziert und fokussiert sich zu sehr auf die begleitende Probleme – auch wenn sich Kamera, Musik und vor allen die Zeitkolorit-Ausstattung sichtlich bemühen dies abzufedern.

Zu perfekte Synchronisierung

Dann tritt die deutschsprachige Filmfassung abermals in die mittlerweile offenbar bedauerlicherweise eingebürgerte Synchronfalle: Es werden alle Charaktere eingedeutscht, Sprachbarrieren existieren im Film nicht mehr. Damit fällt gerade hier ein nicht unwichtiges Element weg, denn die beiden Protagonisten stammen schließlich aus unterschiedlichen Ländern in der Sowjetunion. Romans gebrochenes Estnisch fügt ein nicht unwichtiges Puzzleteil zu seinem Charakter hinzu, das in seiner Synchronisation im perfekten Hochdeutsch enttäuschenderweise fehlt. Übrigens eine Sprachbarriere, die sich auch in der Besetzung widerspiegelt: Der Brite Tom Prior und der Ukrainer Oleg Zagorodnii mussten sich auch erstmal vor allen auf einer körperlichen Ebene verständigen (der Film ist in Englisch gedreht).

Im späteren Verlauf des Films spiegelt sich der 70er-Jahre Zeitkolorit auch in den Frisuren wider (Foto: Salzgeber)

Fazit

Mit etwas mehr Fokus auf die Liebesgeschichte statt vorrangig nur die Probleme zu zeigen, hätte der Film vermutlich deutlich mehr Wucht gehabt. Dabei ist die Chemie zwischen den Darstellern durchaus spürbar, gerade Prior empfiehlt sich für weitere Rollen.

Begierde nur im Schutze des Felsens (Foto: Salzgeber)

Aktion zum Filmstart

Basierend auf einer wahren Geschichte ist das Thema heute aber immer noch erschreckend aktuell: Queere Menschen werden immer noch im heutigen Russland unterdrückt und gar verfolgt, entsprechend wurde die Premiere des Films auf dem Filmfestival Moskau 2021 auch von Protesten begleitet.

Entsprechend relevant ist die Aktion des Verleihs, für jedes verkaufte Kinoticket einen Gratis-Screeninglink für queere Menschen zur Verfügung zu stellen, die selbst in ihrem Land Repressionen ausgesetzt sind. Der Film startet dann auch am 17.05., dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie mit speziellen Screenings in vielen Städten.

„Firebird“

EE/UK 2021
Regie: Peeter Rebane
Drehbuch: Peeter Rebane und Tom Prior, basierend auf dem Roman von Sergey Fetisov
Besetzung: Tom Prior, Oleg Zagordnii, Diana Pozharskaya, Jake Thomas Henderson, Margus Prangel
Score: Der Pole Krzysztof A. Janczak fängt feinfühlig Momente ein, erschlägt sie aber nicht und weiß, wann er sich zurückhalten sollte.
3/5
„Firebird“ läuft am 17.05.2022, dem internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, in Sondervorstellungen in vielen Kinos bundesweit, danach regulär. Offenlegung: Ich durfte den synchronisierten Screener gesehen.

Ron Müller

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docron.de

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