Rons Filmjahr 2017

Ich empfand 2017 als überraschend gutes Filmjahr, gerade auch, wenn ich mir die Liste anschaue, auf was ich 2016 noch gespannt war. An der Kino-Kasse gab es aber wohl einige sehr große Flops und Einbußen, was auch am Ende des 3D-Trends liegen mag – endlich laufen viele der Blockbuster wieder einfach im augenfreundlicheren 2D, eine Wahl die ich selbst bevorzugte. Dafür habe ich etwas mehr Geld in die Premium-Sitze der Kinos gesteckt, eigentlich vom Komfort her unnötig, aber die Dinger stehen halt ausgerechnet an der Stelle des Kinos, von wo man den besten Blick auf die Leinwand hat. Okay, ich werde alt.

Die Top-Filme des Jahres 2017

Weitere Nominierte: „Thor: Ragnarok“„Spider-Man: Homecoming“ sowie „Kubo and the Two Strings“

Platz 5: „Paddington 2“

Paddington findet das perfekte Geschenk für Tante Lucy: Ein einzigartiges Pop-up-Bilderbuch über London (Foto: Studiocanal)

„Paddington“ war ein äußerst charmanter Film rund um einen peruanischen Bären, der in einem etwas unwirklichen London eine Heimat in einer Familie findet. Der zweite Film überrascht damit, noch behaglicher zu sein und auch den Nebencharakteren jeweils eine Nische zu geben, sei es die Modelbahnbauleidenschaft des Sohnes der Familie oder der Grund für die Aggressivität des Knastkoches, der mit etwas Marmeladen-Sandwich gewandelt wird. „Paddington 2“ ist Hygge auf der Leinwand.

Meine Kurzkritik damals: „Ein perfekter Wohlfühlfilm. Bei nahezu jedem einzelnen Nebencharakter vermag er noch einen kleinen, anrührenden Handlungsbogen zu erzählen. Damit verwirklicht er die zentrale Botschaft, dass Paddington in jedem das Gute entdecken und hervorholen kann, mit unglaublich lässiger Eleganz.“

Platz 4: „Manchester by the Sea“

Ganz anders ist da „Manchester by the Sea“, ein Film über das innerliche Zerfressenwerdens von Schuldgefühlen und das Absterbens der sozialen Kontakte dabei. Ausgerechnet ein Verlust eines Angehörigen ist dabei ein neuer Auslöser dafür, dass alles wieder mit brachialer Wut ausbricht. Casey Affleck hat hier völlig berechtigt den Oscar für die beste männliche Hauptrolle gewonnen, auch das beste Original-Drehbuch ging an diesen Film.

Meine Kurzkritik damals: „Trifft einen wie die Wucht einer selbstangezettelten Kneipenschlägerei in die Magenkuhle.“

Platz 3: „Dunkirk“

Zusammengefercht ohne Aussicht auf Rettung (Dunkirk, Foto: Warner Bros.)

Eigentlich bin ich dem Genre der Kriegsfilme ziemlich überdrüssig. Aber ich bin ein großer Fan von Regisseur Christopher Nolan, daher war ich in meinem Ausblick 2016 auch noch gespannt. Und mit was für einer audiovisuellen, aber auch emotionaler Wucht wurde ich im Kino belohnt. Ich habe zwar immer noch nicht verstanden, wie die drei unterschiedlich langen Zeitebenen, die „Dunkirk“ so kunstvoll verwebt, als ganzes so brillant funktionieren, wie sie es tun, aber all das ist große Kinokunst.

Meine (etwas längere) Kurzkritik damals: „Atemberaubendes Zeugnis, dass die Filmkunst immer noch mitreißende Geschichten ohne viel Dialog erzählen vermag.

Dass Nolan es immer wieder gelingt, Hollywood für Nischen-Projekte ein großes Blockbuster-Budget aus den Klauen zu leiern, ist beeindruckend genug. Dass er aber auch Stoffe abseits des Fantastischen auf diese unverkennbar typische audiovisuelle Weise erzählen kann, ist um so bemerkenswerter.

Auch wenn ich ihm widersprechen mag, dass das Kino das einzig Wahre ist – solche Stoffe gehören auf die große Leinwand. Und es wird wirklich überfällig, dass er auch mehr als nur für den Oscar nominiert wird!“

Platz 2: „Moonlight“

Über „Moonlight“ habe ich bereits sehr viel geschrieben, und ich werde auch beim wiederholten Anschauen immer noch in eine absolut faszinierende Welt gezogen. Visuell wie emotional gleichermaßen erschreckend wie bezaubernd ist der Film ein Meisterwerk, etwas, das auch die Oscar-Jury befand.

Aus meiner ausführlichen Kritik damals: „[Moonlight ist] ein äußerst sehenswerter Film, welcher zeigt, dass auch in einer Welt durchzogen von Drogen und Gewalt leise Töne existieren und Vieles beeinflussen.“

Platz 1: „Blade Runner: 2049“

Allein diese Ästhetik („Blade Runner 2049“, Foto: Sony Pictures Entertainment)

„Blade Runner“ ist einer absoluten Lieblingsfilme, der mich auch Jahre später immer wieder faszinieren vermag (ich bevorzuge tatsächlich die Final Cut-Version). Entsprechend unsicher war ich, ob nach all den Jahren eine Fortsetzung tatsächlich würde funktionieren können. Würde es nicht immer nur ein schlechter Abklatsch des Originals werden?

Denis Villeneuve, der mich auch bereits letztes Jahr mit „Arrival“ begeisterte, schafft aber das Unmögliche: Er tappt nicht in die Falle, die viele Filmemacher mit dem Auftrag einer Fortsetzung zu machen immer wieder nicht ausweichen können und nimmt nur Aspekte des ersten Films und remixt sie zusammen mit mehr Action und Effektegewitter in der Hoffnung, damit allen Anforderungen genügen zu können. Nein, Villeneuve inszeniert tatsächlich eine eigenständige Geschichte, die nur eben in der selben Welt spielt, und schafft es aus den metaphysischen Ideen des Originals neue Fragen zu stellen – und anders zu beantworten.

Meine Kurzkritik damals: „Eine perfekte Fortsetzung ist möglich. Wie das Original anspruchsvoll und visuell sowie auditiv herausfordernd.“

Die Flop-Filme des Jahres 2017

Weitere Nominierte für diese Kategorie: „A Cure for Wellness“ sowie „Alien: Covenant“.

Platz 2: „The Great Wall“

Meine Kurzkritik: „Viele gute Zutaten (Darsteller, Komponist …) ergeben hier doch einen maßlos faden Brei, dessen Grundidee (die Mauer soll auch gegen übernatürliches Kroppzeug schützen) zwar noch einen gewissen trashigen Charme besitzt, aber dann auch noch handwerklich misslingt.

Dazu entscheiden sich die Filmemacher auch noch so oft für eine neue Richtung, wie Matt Damon vergisst, den irischen (?) Akzent aufrecht zu erhalten …“

Platz 1: „S.U.M. 1“

Ich mag Iwan Rheon, und ich bin durchaus auch ein Freund von kleinen trashigen Sci-Fi-B-Movies. Hier jedoch klemmt alles auf so vielen Ebenen.

Aus meiner ausführlichen Kritik: „Ich habe da schon so eine Idee, ob sich die Zuschauer für Lichtschwerter und exotische Alien-Kreaturen oder für das Herumsitzen in einem Turm oder Herumlaufen durch die brandenburgische Pampa entscheiden werden …“

Ausblick 2018

  • 18.01. Downsizing – Das Jahr eröffnet gleich mit einem High-Konzept-SF-Film mit Matt Damon, der sich aus Budget- und Nachhaltigkeitsgründen auf 12 cm verkleinern lässt. Ich habe den Film allerdings bereits gesehen, Kritik folgt kurz vorher.
  • Three Billboards Outside Ebbing Missouri – Gilt als heißer Oscar-Favorit.
  • 01.02. Cloverfield 3 – Noch nicht viel bekannt, aber diese Reihe ist doch bisher sehr interessant durch unterschiedliche Genres gewandert.
  • Black Panther – Habe nie Comics dazu gelesen und auch sein Auftritt im Civil War-Film hat mich nicht wirklich gespannt gemacht auf diesen Film. Aber ich werde ihn wohl aus Marvel-Pflichtprogramm-Gründen mitnehmen und vielleicht werde ich ja auch positiv überrascht.
  • 15.02. The Shape of Water – Guillermo del Toro hat mit dem Film schon auf diversen Filmfestivals überzeugen können, nach einigen Enttäuschungen zuletzt bin ich gespannt.
  • 22.02. Auslöschung – Noch ist der Film angekündigt für einen Kinostart, gerüchteweiser erscheint er aber doch kurz später exklusiv bei Netflix.
  • 22.03. Pacific Rim 2: Uprising – Den ersten Teil mochte ich sehr, aber beim zweiten habe ich doch schon einige Fragezeichen im Kopf. Wird das Ganze auch ohne Guillermo del Toros Regie funktionieren? Regisseur Steven S. DeKnight hat bisher nur einige TV-Episoden von Serien inszeniert.
  • 05.04. Ready Player One – Die Trailer vom neuen Steven Spielberg-Film sahen klasse aus und auch das Buch, dass ich im Sommer endlich gelesen habe, brachte viel Spaß.
  • 12.04. New Mutants – Ein Anstaltshorrorfilm mit jungen Mutanten. Die X-Men-Filme werden immer experimentierfreudiger und haben damit meist Erfolg („Deadpool“, „Logan“). Bin auch hier gespannt.
  • 26.04. Avengers 3: Infinity War – Hatte mich der zweite Avengers-Film doch noch etwas unterwältigt, habe ich hier wieder einige Hoffnung drin – immerhin inszenieren dieses Aufeinandertreffen die Russo-Brüdder, welche bereits die letzten beiden Captain America-Filme überzeugend umsetzen konnten.
  • 24.05. Solo: A Star Wars Story – Die neuen Star Wars Filme haben mich bisher ganz gut abgeholt bekommen und ich war bisher auch sehr begeistert, dass sie auch Nachwuchsregisseuren die Kontrolle gegeben hatten. Hier wurde aber die Notbremse gezogen, nachdem die Vision von den Lego-Film-Machern Lucasfilm dann plötzlich doch nicht mehr gefallen hatte und sie haben stattdessen Ron Howard in den Regiestuhl gesetzt. Soetwas kann gut gehen (siehe „Ant-Man“), aber hier bin ich doch etwas vorsichtig, vielleicht auch, weil Emilia Clarke hier mitspielt, die mich außerhalb von Game of Thrones bisher nicht überzeugen vermochte.
  • 31.05. Untitled Deadpool Sequel – Die Idee, auch in den Trailern mit allen Konventionen zu brechen, bedeutet auf der anderen Seite, dass man über den Plot des zweiten Filmes bisher kaum etwas weiß. Nur dass Josh Brolin als Cable neu dabei sein wird. Allein das klingt interessant.
  • 02.08. Ant Man and the Wasp – Drei MCU-Filme/Jahr mittlerweile. Das wird langsam etwas viel, oder?
  • 06.09. The Man who killed Don Quijote – Ich habe den Überblick verloren, wie lange dieser Film nun schon produziert wurde.
  • 27.09. Die Unglaublichen 2 – Pixars Familiensuperhelden-Film bekommt eine Fortsetzung und ich bin gespalten. Bisher waren Fortsetzungen von Pixar-Filmen meist viel schwächer als die jeweiligen ersten Filme und Pixar ist immer da am kreativsten, wo sie eine völlig neue Welt erschaffen, andererseits mochte ich das Original so sehr, dass auch eine etwas schlechtere Fortsetzung eigentlich immer noch ein guter Film werden sollte.
  • 04.10. Venom – Funktioniert das Marvel-Universum mit Bösewichten vielleicht? Tom Hardy will es beweisen. Bin noch etwas skeptisch.
  • 01.11. X-Men: Dark Phoenix – Der erste Versuch, die Dark-Phoenix-Saga für das X-Men-Filmuniversum zu inszenieren, scheiterte an Brett Ratners mittelmäßig schlechten dritten Teil, in dem er dies nur als Nebenplot wegwarf. Ob dies nun doch noch gelingen wird, halte ich doch für etwas schwierig.
  • 15.11. Phantastische Tierwesen 2: Grindelwalds Verbrechen – Ich habe etwas Angst vor einen Depp-Grindelwald, aber wenn der Film ebenso bezaubernde Nebenaspekte zu legen vermag wie sein Vorgänger, freue ich mich dann doch auf eine Rückkehr in Rowlings Universum.
  • 13.12. Mortal Engines: Krieg der Städte – Kein Star Wars Film zu Weihnachten diesmal, dafür probiert Universal mit einem Steampunk-Franchise diese Lücke zu schließen diesmal.
  • 20.12. Aquaman – Das DCEU hat mich bisher fast nur enttäuscht, was ich zu großen Teilen auch Snyders Vision zuschreibe, die vor allen aus einer Aneinanderreihung von Wow-Momenten bestand darunter aber keine Substanz entwickeln durfte – mit Ausnahme vom überraschend guten Wonderwoman-Film, der einfach Snyder größtenteils ignorierte. Ich hoffe hier einfach mal, das Aquaman, der von  James Wan inszeniert wird, wieder einen anderen Trend setzen kann.
  • 20.12. Mary Poppins Returns – Mary Poppins ist eines der wenigen Musicals, die ich immer wieder sehen kann. Mir erscheint es quasi unmöglich, dass ein Film auch nur ansatzweise in die Nähe dieses Meisterwerks anknüpfen kann. Ich hoffe aber einfach mal, zumal ich Emily Blunt als Darstellerin bisher sehr schätzte.

Ron Müller

Rollenspieler auf der Suche nach neuen staffelübergreifenden Handlungssträngen.
docron.de

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